Blog | 9. Januar 2024

Center-of-Gravity-Analyse für die Auswahl neuer Logistikstandorte

Bewertung einer klassischen Netzwerkdesignmethode im heutigen Supply-Chain-Umfeld

Supply-Chain-Expertinnen und -Experten verstehen das strategische Netzwerkdesign immer mehr als kontinuierlichen Verbesserungsprozess, und nicht mehr nur als einmaliges Projekt. Diese Veränderung ist zum Großteil auf die Dynamik globaler Supply Chains und die zunehmende Geschwindigkeit der Netzwerkoptimierung zurückzuführen. Infolgedessen steigt die Nachfrage nach der Bewertung des Fußabdrucks von Netzwerken und der Bestimmung optimaler Logistikstandorte. Denn die strategische Platzierung von Vertriebszentren oder Lagern innerhalb eines Netzwerks steigert die Supply-Chain-Effizienz und senkt gleichzeitig Transportkosten.

Die Center-of-Gravity (COG)- Analyse gilt als klassische Methode, um den optimalen Standort für Lager oder Vertriebszentren zu finden. Aber spielt die COG-Analyse angesichts der schnellen Entwicklung neuer Methoden und Algorithmen noch eine Rolle bei der Gestaltung Ihres Netzwerks? Schauen wir uns die verschiedenen Aspekte dieser Methode genauer an.

Autorin

Jana Brandt

Software Consultant
4flow software

1. Was ist die Center-of-Gravity-Analyse?


Das Center of Gravity ist der Ort mit den geringsten Gesamttransportkosten oder gewichteten Entfernungen von allen Knotenpunkten (Lager, Versorgungs- und Verteilungspunkte) in einem Supply-Chain-Netzwerk. Die Entfernungen werden gewichtet, um das Volumen oder die Häufigkeit der Transporte zu berücksichtigen.

Mit der COG-Analyse wird häufig bestimmt, wo ein neues Distributionszentrum, Fulfillment Center oder Lager für Endprodukte und Einzelteile errichtet werden soll. Auf der Grundlage der Standorte von Werken und Märkten, des Volumens der bewegten Waren und der Transportkosten können Unternehmen den idealen Standort für neue Werke berechnen.

2. Wann wird die COG-Analyse im Allgemeinen eingesetzt?

a.

Bei der Einrichtung neuer Lager oder Vertriebszentren aufgrund von Unternehmenswachstum oder der Verlagerung der Produktion
Supply Chains verändern sich im Laufe der Zeit durch Wachstum, verändertes Kundenverhalten, globale Disruptionen und vieles mehr. Infolgedessen müssen Unternehmen ihre Netzwerke neu bewerten. Die COG-Analyse kann eine schnelle Möglichkeit sein, potenzielle Netzwerkveränderungen unter Berücksichtigung von Faktoren wie Kundennachfrage, Transportkosten und Anlagenkapazitäten zu analysieren.

b.

Evaluierung verschiedener Vertriebs- oder Beschaffungsstrategien
Unternehmen bewerten heute häufiger als früher ihre Beschaffungsstrategien neu, um bessere alternative Lieferanten zu finden oder Verträge neu auszuhandeln. Die COG-Analyse kann optimale Lagerstandorte in Bezug auf potenzielle neue Lieferanten ermitteln, um die Kosten gering zu halten und gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil auf dem Markt zu erzielen.

c.

Fusionen und Übernahmen
Fusionen und Übernahmen (M&A) führen oft zu operativen Redundanzen und sich überschneidenden Einrichtungen wie Lagern, Vertriebszentren oder Produktionsanlagen. Eine COG-Analyse kann dabei helfen, die optimalen Standorte für die Konsolidierung zu bestimmen. Dadurch wiederum können Kosten eingespart werden.

d.

Änderung des Servicelevels für Kunden
Wenn ein Unternehmen sein angestrebtes Servicelevel für Kunden ändert, kann sich der Lagerbestand erhöhen. Die COG-Analyse hilft dabei, die optimalen Standorte für diesen Bestand zu bestimmen und sicherzustellen, dass er strategisch in der Nähe der Nachfragepunkte positioniert ist, um die Kundenanforderungen zu erfüllen.

3. Warum ist die COG-Analyse eine beliebte Technik im Netzwerkdesign?

Einfach und intuitiv: Da sie leicht verständlich und schnell anwendbar ist, ist die COG-Analyse ein gängiger Ansatz für das Supply-Chain-Netzwerkdesign – sogar vor der Einführung moderner Supply-Chain-Software, als die Berechnungen hauptsächlich mit Tabellenkalkulationen durchgeführt wurden (manuelle Methoden). Die Analyse ist simpel, da sie nur minimale Dateneingaben erfordert und sich hauptsächlich auf geografische Koordinaten und die Gewichtung für jeden Standort stützt. Diese Informationen sind in der Regel leicht verfügbar, und die mit der COG-Analyse verbundenen Berechnungen sind relativ unkompliziert.

Erste Entscheidungshilfe: Mit einer einfachen Berechnungsmethode liefert die COG-Analyse relativ schnell Ergebnisse, die bei der vorläufigen Bewertung von Anlagenstandorten wertvoll sind.

4. Was sind die Nachteile der manuellen Center-of-Gravity-Analyse?

a.

Vereinfachung der Komplexität der realen Welt
Manuelle Methoden der COG-Analyse basieren in erster Linie auf der Lieferentfernung und dem Nachfragefluss. Bei realen Entscheidungen müssen jedoch mehr Variablen berücksichtigt werden, wie saisonale Nachfrageschwankungen und Kosten für den inner- und zwischenbetrieblichen Transport.

b.

Annahme geradliniger Entfernungen
Manuelle COG-Berechnungen beruhen auf geradlinigen Entfernungen und berücksichtigen nicht die tatsächlichen Straßenentfernungen, die ein Lkw zurücklegt.

c.

Vereinfachung der Transportkosten
Die tatsächlichen Transporttarife können je nach Zusammensetzung von Herkunft und Ziel variieren. Zudem können Transportkosten auch von anderen Faktoren beeinflusst werden, wie beispielsweise Verkehrsbedingungen, Mautgebühren, verfügbare Kapazitäten bestimmter Verkehrsträger oder sogar geopolitische Fragen. Diese Faktoren werden bei einer COG-Analyse mittels Tabellenkalkulation meist übersehen.

d.

Überbewertung der Geografie
Die manuelle COG-Analyse konzentriert sich auf den optimalen Standort nach geografischen Gesichtspunkten. Strategische Überlegungen können jedoch ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger sein. Zu diesen Faktoren könnten die Nähe zu Spitzenlieferanten, die Risikostreuung und der Zugang zu Innovationszentren oder qualifizierten Talentpools gehören.

e.

Ein einziger optimaler Standort als Ergebnis
Die manuelle COG-Analyse liefert in der Regel einen einzigen optimalen Standort. In vielen realen Szenarien benötigen Netzwerke jedoch mehrere Lager- oder Vertriebszentren, um die Anforderungen an das Serviceniveau zu erfüllen.

5. Wie passt die COG-Analyse in die heutige Umgebung der Netzwerkdesignmöglichkeiten?

Neueste technologische Entwicklungen wie die Weiterentwicklung von Supply-Chain-Netzwerkdesign-Software haben die Center-of-Gravity-Analyse flexibler gemacht. Beispielsweise ist es jetzt möglich, die oben genannten Nachteile zu überwinden, indem zusätzliche Datenpunkte und große Datensätze integriert werden. Anwendungsfreundliche Plattformen bieten eine intuitive Visualisierung der Ergebnisse, während einige Softwarelösungen es Usern ermöglichen, die Center-of-Gravity-Analyse mit anderen Optimierungs- und Simulationsmodellen zu kombinieren. Bei diesem kombinierten Ansatz hilft COG dabei, ein generelles Gebiet für einen neuen Standort zu ermitteln, sodass Unternehmen dann ein detaillierteres Modell zur Feinabstimmung ihrer Entscheidung verwenden können.

In Verbindung mit modernster Software bleibt die COG-Analyse ein nützlicher Ausgangspunkt für anspruchsvollere Analysen im Supply-Chain-Netzwerkdesign. Mit Hilfe der Software werden die Nachteile manueller Berechnungen überwunden und der Wert der COG-Analyse innerhalb der umfassenden Methoden des Supply-Chain-Netzwerkdesigns maximiert. Dank der Schnelligkeit, die diese Software ermöglicht, kann das Netzwerkdesign einschließlich der COG-Analyse zudem regelmäßig überarbeitet werden. Somit können Änderungen der Supply Chains im Laufe der Zeit berücksichtigt werden.

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