Steigende Volatilität und Komplexität des globalen Handels beeinflussen das Supply Chain Management. Die Expertinnen und Experten stehen vor einer echten Mammutaufgabe mit vielen, teils widerstreitenden Variablen:
Sie müssen die Kosten unter Kontrolle halten, flexibel auf Änderungen reagieren und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit und pünktliche Lieferung garantieren. Strategische Planungen und Optimierungen stellen die Weichen und sind gleichzeitig der Schlüssel, um in der operativen Umsetzung zu bestehen. Unternehmen, die es schaffen all die genannten Ziele gleichzeitig zu priorisieren, bleiben wettbewerbsfähig am Markt und können Ihre Rentabilität steigern.
Doch wie können Unternehmen ihre Supply Chain strategisch optimieren? Wie können sie Kostensenkungen erzielen und gleichzeitig hohe Leistungs- und Qualitätsstandards aufrechterhalten?
Christian Nieters, Executive Vice President bei 4flow software, zeigt Lösungsansätze und erklärt, wie mit neuesten Softwaretools und Digitalisierungsstrategien Kosteneinsparungen durch eine kontinuierliche Supply-Chain-Optimierung erzielt werden können – von der strategischen über die taktische bis hin zur operativen Planung.
Ein Interview mit
Christian Nieters
Executive Vice President,
4flow software
Was sind die größten Veränderungen und Herausforderungen, die derzeit auf Supply Chains einwirken?
Um nur einige der jüngsten Herausforderungen zu nennen: die drei Jahre der Pandemie, der anhaltende Krieg in der Ukraine, steigende Gaspreise und ein Halbleitermangel. Die VUCA-Welt wird zu unserer Realität. Komplexität und Ungewissheit nehmen stetig zu.
Und wenn wir weiter zurückblicken, sind die Globalisierung und die Digitalisierung von Supply Chains die entscheidenden Veränderungen. Die Welt ist heute eine völlig andere als noch vor 10 Jahren.
Angesichts all dieser Veränderungen ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, die richtige Strategie zu entwickeln, um eine stabile Supply Chain bei gleichzeitig möglichst geringen Kosten zu gewährleisten. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass die Kostenoptimierung im Liefernetz einer der zentralen Faktoren ist.
Theoretisch ein klarer Handlungsbedarf doch wie sieht die praktische Umsetzung aus? Welche Maßnahmen könnten Unternehmen ergreifen und wo sollten sie beginnen?
Unternehmen können zahlreiche Strategien zur Optimierung ihrer Supply-Chain-Kosten einsetzen. Welche Option am besten geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab – beispielsweise den bestehenden Prozessen und dem Reifegrad der Supply Chain.
Zu den zentralen Aspekten gehören beispielsweise Kommunikation und Zusammenarbeit. Denn nur ein enger Austausch mit den wichtigsten Stakeholdern wie Zulieferern und Speditionen ermöglicht durchgängige Transparenz.
Die Einführung eines Transportmanagementsystems, kurz TMS, ist eine effektive technologische Möglichkeit, diese Transparenz zu erreichen. Ein TMS kann Unternehmen dabei helfen, Kapazitätsengpässe und unnötige Transportkosten – wie sie durch Eilaufträge oder überflüssige Lieferungen entstehen – zu vermeiden, indem Aufträge konsolidiert und die Transportpläne optimiert werden.
Mittels Transportverfolgung und -überwachung können Unternehmen im Ausnahmefall schnell reagieren und Lieferungen, wenn nötig, optimal neu planen. Diese Optimierung und Neuplanung von Transporten, wiederum, können die Leistung der Speditionen verbessern und die Einhaltung der Leistungsvereinbarungen unterstützen.
Stichwort Transparenz: Wie wichtig ist Netzwerkdesign in diesem Kontext – lassen sich dadurch zusätzliche Kosteneinsparungen erzielen?
Supply-Chain-Netzwerksdesign ist definitiv ein Game Changer. Damit lassen sich bereits frühzeitig effiziente und kostenoptimierte Warentransporte planen.
Proaktive Analysen sowie Visualisierungen von Veränderungen und Disruptionen im Netzwerk ermöglichen es Unternehmen, ihre Supply Chains kontinuierlich zu überprüfen und schnell zu optimieren. Dies ist besonders angesichts der heutigen Volatilität und Komplexität der Liefernetze bedeutend.
Die unmittelbaren Vorteile liegen auf der Hand: geringere Kosten sowie eine höhere Planungseffizienz und Resilienz der Supply Chain.
Vorteil ist aber nicht nur die flexible Reaktion, sondern vor allem auch die strategische Planung und kontinuierliche Optimierung: Letztlich können Unternehmen Datenanalysen und Tools zur Modellierung von Supply Chains nutzen, um Möglichkeiten für Kosteneinsparungen in ihren Transportnetzen zu identifizieren. Mit diesen Tools können sie ihre Transportauslastung, Centers of Gravity und Bestandsallokationen analysieren sowie verschiedene Planungsszenarien vergleichen, um Effizienzgewinne zu erzielen.
Kostensenkung ist wichtig, aber wie können Unternehmen sicher sein, dass die Einsparungen nicht zu Abstrichen bei der Qualität führen?
Der größte Hebel für Kosteneinsparungen und Supply-Chain-Resilienz liegt in der Transportoptimierung. Auch hier ist eine frühzeitige Planung essenziell: “Oftmals wird während der Materialplanung noch keine Rücksicht auf den späteren Transport der Materialien genommen – obwohl die frühzeitige Berücksichtigung von Transportfaktoren im Planungsprozess entscheidende Vorteile bietet. Tatsächlich besteht in der Materialplanungsphase noch mehr Flexibilität für die Planung und Optimierung – denn die Lieferpläne werden erst später festgelegt. Durch diese Flexibilität lässt sich die Auslastung einzelner Transporte maximieren. Das Ergebnis ist, dass weniger Lkw unterwegs sind und daher weniger kurzfristige Änderungen auftreten.
Transportbeschränkungen durch Fahrpläne, Kapazitäten und Inkompatibilitäten können bereits zusammen mit den Lagerbeständen berücksichtigt werden. Dies vermeidet Änderungen in letzter Minute und aufwändige Hin- und Herkommunikation, um Pläne zu korrigieren, die nicht umsetzbar sind.
Die Integration der Transportoptimierung in die Materialplanungsphase löst somit Silos auf und erhöht die Gesamtqualität der Planung – und senkt die Kosten.
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