Blog | 8. Juni 2023

Implementierung einer generativen KI in die Supply Chain

Wie man aus fortgeschrittenen Sprachmodellen wie ChatGPT das Beste herausholt

Generative KI hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Unternehmen mit Kundenservice und Logistik umgehen, zu revolutionieren. Eines der jüngsten Beispiele für generative KI ist ChatGPT, ein von OpenAI entwickeltes modernes Sprachmodell, das mithilfe künstlicher Intelligenz menschenähnliche Antworten auf Texteingaben erzeugt.

Generative KI ist eine Technologie, die neue Inhalte wie Text, Bilder, Musik und Stimmen generieren kann – basierend auf Mustern, die aus großen Datenmengen gelernt wurden. Generative KI nutzt Deep Learning und neuronale Netze – eine Art Algorithmus, der dem menschlichen Gehirn nachempfunden ist. Damit erkennen sie Muster und Zusammenhänge in Daten und treffen auf Grundlage dieser Informationen Vorhersagen. So können sie Inhalte generieren, die sich häufig nicht von solchen unterscheiden lassen, die von Menschen erstellt worden sind.

ChatGPT basiert auf einem Large Language Model, das mit einem Datensatz von über 570 GB Textdaten trainiert wurde – ein Datensatz, der etwa 27 mal so groß ist wie Wikipedia. Dank dieser enormen Datenmenge kann ChatGPT Antworten auf zahlreiche Anfragen generieren, die den Anschein erwecken, von Menschen geschrieben worden zu sein. Das macht es zu einem wertvollen Werkzeug für Unternehmen im Supply Chain Management.

Autoren

 

Steffen von Karstedt

Solutions Manager
4flow management

Wendelin Gross

Head of
4flow research

Einsatz von ChatGPT im Supply Chain Management

Eine Einsatzmöglichkeit von ChatGPT im Supply Chain Management ist die Automatisierung der Auftragsverwaltung im Kundenservice. Dazu gehören beispielsweise Tätigkeiten wie die Auftragsverfolgung, Stornierungen und Rücksendungen. ChatGPT kann auch genutzt werden, um die Kommunikation mit Lieferanten zu automatisieren, einschließlich der Auftragserteilung, Lieferplanung und Rechnungsstellung. Dadurch können Prozesse rationalisiert und der Zeit- und Ressourcenaufwand für diese Tätigkeiten reduziert werden.

Bei 4flow management haben wir beispielsweise E-Mails von Kunden mithilfe von ChatGPT klassifiziert. Dafür haben wir zunächst alle sensiblen Informationen entfernt, die unsere Kunden identifizieren könnten. Anschließend sollte die Software bestimmen, ob Nachrichten von Spediteuren und Lieferanten mit einer Abhol- oder Lieferverzögerung in Verbindung stehen. Ziel war es, den Filterprozess von Kunden-E-Mails zu automatisieren und sie zur Bearbeitung direkt an die entsprechende Abteilung oder das entsprechende Team weiterzuleiten. Die Ergebnisse zeigen das immense Potenzial von ChatGPT – sowie von generativer KI im Allgemeinen –, Kommunikation mit beeindruckender Genauigkeit und Präzision zu verstehen und zu klassifizieren. Insgesamt zeigt dieser Anwendungsfall das Potenzial maschinellen Lernens und natürlicher Sprachverarbeitung, um die Überwachung von Abläufen im Supply Chain Management zu automatisieren, zu beschleunigen und deren Qualität zu verbessern.

Generative KI birgt Risiken und Vorteile für Unternehmen

Wie viele Innovationen bringt auch die generative KI einige Nachteile mit sich. So kann generative KI beispielsweise bestehende Verzerrungen in den zum Trainieren der Modelle verwendeten Datensätze reproduzieren und verstärken – was insgesamt zu verzerrten Ergebnissen führen kann, die möglicherweise nicht fair oder inklusiv sind. Praktisch bedeutet diese Verzerrung zum Beispiel, dass ChatGPT Lieferanten aus bestimmten Regionen bevorzugen könnte, auch wenn diese in puncto Qualität, Kosten oder Vorlaufzeit nicht die beste Wahl für ein Unternehmen sind. Das kann wiederum dazu führen, dass Chancen für besser geeignete Lieferanten in anderen Regionen verpasst werden. Letztlich kann dies auch zu ethischen Bedenken in Bezug auf Menschenrechte oder Umweltauswirkungen beitragen. Zudem kann ChatGPT die Zuverlässigkeit seiner eigenen Ergebnisse manchmal nicht überprüfen, sodass die Ergebnisse von Menschen verifiziert werden müssen.

Zur Gewährleistung der Datensicherheit ist es außerdem unerlässlich, alle in ChatGPT eingegebenen Daten von sensiblen Details zu bereinigen – darunter beispielsweise Vertrauliches, Firmennamen oder andere identifizierende Informationen. Mitarbeitende von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, und sogar Dritte können auf die Eingaben von Nutzenden zugreifen. Das stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, wenn vertrauliche Informationen in das Tool eingegeben werden.

Dennoch ist ChatGPT ein leistungsfähiges Werkzeug mit vielen Vorteilen für das Supply Chain Management. Generative KI kann Inhalte beispielsweise viel schneller produzieren als Menschen, was zu mehr Produktivität und geringeren Kosten führt. So gaben bei einer internen Umfrage von 4flow 40 % der Befragten an, dank generativer KI-Chatbots eine Stunde oder mehr pro Woche an Zeit zu sparen – dieses Potenzial wächst mit jeder neuen Version der Software. Bei richtigem Einsatz kann generative KI das Supply Chain Management revolutionieren.